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E/O/S gated community


KUNSTHALLE Wien project wall
14. 11. 03 - 02. 05. 04

Die in den ca. 50 groß dimensionierten Fenstern der project wall vorgestellten Licht-Bilder sind eine Auswahl aus einer Serie von 100 Kleinbilddias, die digital auf durchscheinenden Folien vergrößert wurden. Sie sind das Ergebnis eines fotografischen Spieles, das vordergründig rein formal-ästhetischen Kriterien Rechnung trägt. Es konstituiert sich plastisch-bildräumlich am Rande der Gegenstandslosigkeit aus den Elementen Licht, Schatten, Dunkel und aus Nuancen einer bestimmten Farbigkeit.

Dahinter steht eine spezifische kontextuelle Programmatik: Die formalen und farblichen sowie alle anderen Komponenten des Werkes resultieren aus einer über viele Jahre angehäufter Sammlung unzähliger zu- und ineinander konstruierter kleiner Objekte. Diese Sammlungs-Installation namens E/O/S entspringt einem abgezirkelten Segment industrieller Produktion. Sie enthält, wie bereits beschrieben, vor allem Technoides und Dinge aus der Welt des schönen Scheins, die als Trash und Kitsch sehr ambivalent zwischen anziehend und abstoßend wirken.

Die Materialien sind neben zahlreichen Kunststoffanwendungen vielfach metallische Teile oder metallische Oberflächen in unterschiedlichsten Ausformungen, deren farb- und lichthaltige Qualitäten aufgehen in Abstufungen und Zwischentönen von Rot, Gelb/Gold, Schwarz und Weiß/Silber. Diese hypertrophe Ästhetik wird häufig für Verpackungen verwendet, zum Zweck der Darstellung oder der Vortäuschung luxuriöser Images, und in die fotografische Produktinszenierung der Werbung weitergetragen.

Die beschriebene Ästhetik aufgreifend, gleichzeitig aber gezielt brechend, habe ich winzige Details aus dem Originaltableau herausgezoomt und in einem charakteristischen malerischen Hell-Dunkel abgebildet. Die Überdimensionierung betont die Ambivalenz in der Annäherungsweise an das Objektmaterial und forciert dessen Verfremdung zu Gunsten einer "distanzierten" Inszenierung.

Der Zusatztitel gated community basiert auf einer mehrfach codierten Assoziation: Durch die architektonische Rahmung und durch die Abgesondertheit der ummauerten Örtlichkeit der Installation entsteht eine Art "gated community der Bilder". Andererseits, und damit kommen wir dem Originalgehalt des Begriffes näher, zieht der Werktitel die Objekte der Vorlagen ins Kalkül. Da diese Objekte wie erwähnt häufig dem hochgezüchteten Konsumartikelsektor reicher Industrieländer entstammen und Überfluss, Recourcenverschwendung und Dekadenz verkörpern, werfen sie ein Schlaglicht auf uns selbst, die wir einer riesigen gated community angehören, überhitzt durch die Gier nach Luxus und Reichtum, erstarrt in Kälte.

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