back

HDT – DIN


1997/98, Fadenapplikation (Baumwolle) auf Trevirawolle über Keilrahmen, 45,5 x 81cm,
Rahmen: Aluminium und Acrylglas (49,5 x 85 x 5cm)

Die 20-teilige Reihe ist wie einige vorangegangene Serien Ergebnis einer differenzierten konzeptuellen Annäherung an das Prinzip des Tafelbilds.
Intention des vorliegenden Werks ist es, Rechteckformen, wie sie in vielfältigster Weise in der abstrakten Kunst und im Grafik-Design des 20. Jahrhunderts verwendet wurden, zu paraphrasieren (oder Paraphrasen zu paraphrasieren) und in einem neuen Relationsfeld abzuhandeln.
Es ist der behutsame Versuch einer Neubestimmung in der Differenz.

Eine spezielle Chronologie und "Zeitaneignung" sind dafür Grundbedingungen. Die "gesteigerte" Langsamkeit der Formulierung ist als bewusster Gegensatz zur hochgeschwinden (ebenfalls rechteckigen) Massenbildproduktion des Medienzeitalters intendiert.
"Produktionsmedium" ist ein armlanger Doppelfaden, der ein "bisschen mehr als nichts" darstellt und unzählige Male über die textile Grundfläche hin und her "geschossen" werden muss, bis sich eine Fläche abzeichnet. Der konzentrative, sich "in die Länge ziehende", komplizierte Arbeitsprozess folgt dem Prinzip "vom Punkt über die Linie zur Fläche". Er ist auf dieser Basis gleichzeitig auch ein Tribut an das Gegenwartsphänomen der Miniaturisierung. Die einzige Leerstelle in den sich abzeichnenden Formen ist eine fortlaufende Nummerierung, zweimal von 1 bis 9 und abschließend 0.

Im Falle der Reihe HDT - DIN ist auch das Hintergründige bestimmter Maß- und Zahlenverhältnisse - ihre alltägliche, jedoch unbedachte Präsenz und ihre historischen und politischen Konnotationen von Bedeutung.
Es sind zwei industrielle Formate - das neue, sich weltweit durchsetzende Bildschirmformat HDT (High Definition Television) und das im Vorkriegs-Deutschland entwickelte Deutsche Industrie-Normformat DIN, die hier als unterschiedlich definierte Ausgangspunkte dienen: Über zwei Jahre hinweg wurden Teilflächen des A4-Formats (auf der Basis fortschreitender Halbierungen) analysiert und mit einer gleichbleibenden Form des HDT-Formats 16:9 (abgewandelt durch 5,05 cm) fusioniert.

A0 hat die Fläche eines Quadratmeters, A1 eines halben Quadratmeters usw. Das Besondere an allen DIN-Formaten ist das gleichbleibende Höhen-Breiten-Verhältnis von Wurzel 2 zu (Wurzel) 1 entspricht. Das HDT- Format bildet sich aus dem Verhältnismaß der Quadratzahlen von 4 und 3. Die Idee des Quadrats ist also beiden Formen immanent, aber im Gegensatz zu vorhergegangenen "offenen Thematisierungen" (Square Terms) ohne Entsprechung auf der visuellen Ebene. Durch eine Fassung des einfachen textilen Bildkörpers in einer minimalistisch-objekthaften Rahmenbox wird er in seiner Wirkung als flaches Wandobjekt gesteigert.

back | top