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TransCodeContinuum_Series (TCC_Series) |
1999 - 2000, 10 Tafelbilder a 110 x 100 x 4 cm, Öl auf MDF und Holz,
Eine echte dreidimensionale Version von scheinbar abgeschrägten flachen rechteckigen Körpern, wie er heute allgegenwärtiger Bestandteil grafischer Strukturen von Bildschirmoberflächen und Printmedien ist, bildet die gleichbleibende Grundform der zehn Tafelbilder.
Im Zentrum ihrer farblichen "Abwicklung" - man könnte auch Einwicklung oder Verpackung sagen - steht die Idee der Querstreifung in unterschiedlichsten Breiten von "zentimetrischen" Halbierungs- und Verdoppelungsschritten. Die paradoxale Spannung dieses Bildprinzips besteht im simultanen Auf und Ab und Hin und Her der Richtungen bei gleichzeitiger Aufgehobenheit.
Die Farbenwelt der knapp kalkulierten Serie ist direkt abgeleitet von E/O/S, meiner über lange Zeit systematisch zusammengetragenen, vielteiligen Sammlung kleiner Objekte aus artifiziellen Materialien, die vielfach zu skulpturalen Modellen zusammengefügt sind. Die Oberflächen dieser häufig aus der Konsum- und Luxusartikelwelt stammenden Verpackungen darin sind Träger diverser Botschaften. Ihre Farbigkeit ist definiert durch das Rot-Orange-Gelb-Spektrum mit dessen Abstufungen zu Schwarz-Grau-Weiß und dominanten metallischen Begleittönen.
Die Umsetzung und Übersetzung der in diesem artifiziellen Konglomerat jetztzeitiger Materialien prototypisch enthaltenen Farbkombinationen in einer "mittelalterlichen" Technik ist ein kontradiktorisch berechneter Ansatz, der die Abgehobenheit einer bestimmten Art von heutiger hybrider Verpackungsästhetik bewusst mit den Anfängen der Tafelbildnerei in Verbindung setzt. Neben den ältesten Tafelbildern sind im speziellen auch die zur Bewerbung von Geschäften und Lokalen eingesetzten, bemalten Holzschilder, also profane Formen von "angewandter Malerei", entfernte Vorläufer dieser Farbanwendung. (Das niederländische "Schilderkunst" steht für Malerei...)
Die Farbpaste ist in Längsrichtung unverändert und kontinuierlich fein zu homogenen, scharfkantig aneinander liegenden Flächen gebürstet. Die so gemalten Streifen tragen nun in gänzlich umgewerteter Weise die farblichen Merkmale ihrer "Vor-Bilder", wie zum Beispiel einer Verbindung der Hüllen von Nuts und Twix.
Ein charakteristisches Element aller heutigen Produktverpackungen - der Bar-Code - erscheint da und dort assoziativ in der Streifentextur - besonders wenn sie nicht von regulären, sondern von zufälligen Anordnungen dominiert wird. Ausnahme ist Bild Nr. 9, wo ein Streifen-Code vereinfacht umgesetzt wird. Reguläre Abschnitte können von markanten Streifenvorbildern wie den Adidasstreifen, aber auch von Schriftdimensionierungen und anderen grafischen Elementen der "Vor-Bilder" abgeleitet sein.
Teile der sprachlichen Codes (z.B. der Produktnamen) sind in kleinen Schablonen-Großbuchstaben als verdrehte, vieldeutige, teils an exotische Sprachen erinnernde Wortschöpfungen an wechselnden Orten in der Längsrichtung der Streifen nachgebildet und weisen in ihren alogischen Anwendungen auf den gewohnten, unbedachten Klang der Ausgangswörter zurück, wenn man diese rekonstruiert, aber auch auf deren ursprüngliche Bedeutungen.
So wird in einer subversiven Strategie auf die verführerischen, offenen und geheimen Codes des Werbeträgers Verpackung verwiesen, während sie andererseits (- eine Selbstironie ...) für die ästhetische Anpreisung der "Tafelbildprodukte" instrumentalisiert werden.
Günther Dankl ist Kurator der Modernen Galerie/Graphische Sammlungen am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck