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pop_up architectures


2001 - 2004, Einzelbilder in Serien unterschiedlicher Maße (maximale Dimension 150 cm)
Acryldispersion und Firnis auf Reynolite (4 mm Aluminium-Polyäthylen-Platte)

Was hier zum Tragen kommt, stellt eine illusionistische Umkehrung der in den drei vorangegangenen Serien (z.B. in der TCC_Series) eingesetzten, realen Bild(grund)formen dar - zum Zweck der Behandlung einer neuen, näher zu erläuternden flächenanalytischen, malerischen Problemstellung. Basis ist ein Licht und Schatten vortäuschendes Stilmittel. Es ist derselbe gestalterische Kunstgriff, den schon römische Architekturmaler z.B. in Pompeji angewandt haben, um ein Rechteck aus einem farbigen Untergrund mittels einer schmalen Umrandung (an den diagonal gegenüberliegenden Ecken versetzt in einem helleren und in einem dunkleren Ton der Untergrundfarbe) illusionistisch heraus zu heben oder darin zu versenken. Er ist auch die gestalterische Basis vieler Bedienungselemente in Windows-Programmen im Classic-Design und wird überall zur Anreicherung von Skalen, Listen und Schriften mit dreidimensionalen Effekten eingesetzt.

Die dünnen Tafeln hängen in kleiner Distanz vor der Wand. Dies wäre nicht zwingend, hat aber den Effekt, dass sich das Format von der Wand ablöst und so echte Schatten wirft, wie wir sie aus illusionistischen grafischen Randgestaltungen kennen. Da eine scheinbare Abgeschrägtheit aller verwendeten, heraus- und hineinragenden Rechteckformen bereits am Bildrand beginnt, verträgt dieser auch keine weitere Irritation durch eine größere senkrechte oder schräge Bildkante.

Die Entscheidung für die Monochromie in dieser Werkgruppe führt dazu, dass diverse Einzeltöne aus der auf spezielle Weise nuancierten Rot-Gelb-Palette in einer gebrochenen, matten Farbigkeit exemplarisch auf einem Bild verankert werden. Sie werden nur in den auf den Grundton abgestimmten hellen und dunklen Umrandungsstreifen moduliert. Durch extensives, aber an den Kanten und vor allem in den zahlreichen Winkeln präzises Eintragen vieler durchscheinender Pinsellasuren in die nach Bleistiftskizzen vorgezeichneten Teilflächen entstehen monochrome Bild-Farbflächen. Die anfänglich schlichten Konstellationen gewinnen in den größeren Formaten durch zunehmende Verschränkung und Verbindung an Komplexität. Diese einzelnen Farbflächen sind im Verbund mit ihren Binnen-Rechtecken und Rechteckabkömmlingen vordergründig einheitliche Oberflächen, die simultan in eine - ihnen durch unsere Sehmechanismen beigemessene - hintergründige Raumtiefe streben. In weiterer paradoxaler Weise heben die Flächen der Binnenformate die Illusion der Farbraumtiefe partiell auf, lassen aber andererseits durch ihre unterschiedlichen Größen und Staffelungen leichte Pseudoperspektiven zu. Dadurch wird die Bildfläche in dieser seltsamen spannenden Schwebe gehalten.

An unterschiedlichen Stellen tauchen wohlbekannte Icons, leicht irritierende kleine, lichte Quadrate auf. Mit imaginärem Mausklick könnte man am Bildschirm die anwesenden Fensterelemente verschieben, vergrößern oder andere öffnen. Im gemalten Bild betonen sie deren Unverrückbarkeit und Bestimmtheit in einer Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten.

Zu den Bild-Architekturen: Messen erfolgt mit Augenmaß und zur Garantie der rechten Winkel, die Gewichtung geschieht intuitiv - dies im Unterschied zu regelhafteren und selbstkonstruierenden Vorgehensweisen in anderen Werkgruppen.

Weiters: Ein Changieren zwischen Aufriss- und Grundriss-Situationen ist augenfällig. Archaisches, Retro-Science-Fiction-Modellhaftes ist unbeabsichtigt, aber nicht unwillkommen. Auch Fassadenhaftes ist im Spiel - heutige römische Fassaden mit ihrem speziellen Farbauftrag (die Mauervorsprünge einer Rustika, echt oder gemalt ...). Das Murale ist ein wichtiger Mitspieler, handelt es sich doch nicht zuletzt um bildnerisches Denken in bewusst konfrontativen Wand-Bezügen...

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